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Unsere Erfahrungen mit der Reichweitenangst bei Elektrofahrzeugen Tommy Cummings

Abbildung 1: An einem Flugplatz laden wir an einer Level-2-Tesla-Ladestationen für unsere Rückfahrt. Die Ladestationen lieferten nach zwei Stunden Ladezeit eine Reichweite von 130 Kilometern. (Quelle: Autor)

Ich glaube nicht, dass sich die amerikanischen Entdecker Lewis und Clark bei ihren Expeditionen jemals Gedanken über Reichweitenangst gemacht haben. Aber ich bin mir sicher, dass auch sie Angst gehabt hätten, wenn sie mit einem Elektrofahrzeug, durch eine Gegend hätten fahren mussten, in der es so gut wie keine Ladestationen gibt.

Zunächst einmal möchte ich mich und meine Frau Brigitte als stolze Besitzer eines 2019er Tesla Model 3 vorstellen. Wir sind begeisterte Tesla-Fans und wissen so gut wie alles über unser Auto. Wir lieben Elon Musk, und wir sind uns der damit verbundenen Kritik bewusst. Neun Monate nach dem Kauf unseres Tesla können wir sagen: für uns war der Hype berechtigt. Und es gab nichts, über das wir zu klagen hätten.

Wir haben vielmehr gerade das bislang größte Abenteuer mit unserem Tesla erfolgreich überstanden: eine Langstreckenfahrt (853 km hin und zurück) in einem Elektrofahrzeug mit einer 50-kW-Batterie und einer Reichweite von 362 km bei voller Aufladung. Das war vielleicht keine Lewis-und-Clark-Herausforderung, aber dennoch eine Herausforderung.

Natürlich hatten wir schon viel über die so genannte Reichweitenangst gehört. Wir haben gelernt, was es bedeutet, wenn man mit einem Elektroauto durch Gebiete fährt, in denen die Ladeinfrastruktur nicht mit der Nachfrage Schritt halten kann. Denn das ist tatsächlich ein Problem.

Mit unserem Tesla sind wir 483 km (300 Meilen) durch Texas gefahren. Dabei hatten wir aber auf halber Strecke und an beiden Enden der Strecke jeweils eine Level-3-Tesla-Supercharger-Station. Das war also kein Problem.

Eine Tesla-Supercharger-Station in der Stadt ist meistens wie eine Oase. Man findet dort viele Besitzer, die sich beim Aufladen ihrer Autos eine Auszeit gönnen, beispielsweise um sich mit Freunden zu treffen. Bekanntermaßen prahlen Tesla-Besitzer auch gern mit ihren Autos und brausen dann nach 30 Minuten mit vollem Akku wieder weiter.

Ein paar Mal habe ich jedoch mitbekommen, wie sie von ihrer Reichweitenangst berichteten und ihre Reiserouten komplett umstellen mussten, nur um eine bestimmte Ladestation zu erreichen.

Als wir unsere Reise durch einen angrenzenden Bundesstaat planten, war auf der Reiseroute nur eine einzige Tesla-Supercharger-Station (480VDC) verzeichnet. Und von dort aus hieß es dann nur: Viel Glück!

Weitere Level-3-Ladestationen (nicht ausdrücklich für Tesla-Fahrzeuge) waren in kleinen Städten entlang der Strecke verfügbar, aber der finanzielle oder zeitliche Aufwand an diesen Stationen oder ob sie überhaupt funktionieren, waren während unserer Planungsphase unbekannte Faktoren (Abbildung 2). Auch Reifendruck, Wetter, Landschaft und Geschwindigkeitsbegrenzungen waren Einflussfaktoren bei der Planung unserer Reise. Wir holten uns sogar Tipps von Tesla-Besitzern in den sozialen Medien ein.

Wir waren gespannt auf diese Erfahrung.

 

Abbildung 2: Viele Ladestationen haben einen CHAdeMO-Anschluss, aber Tesla-Fahrer sollten unbedingt darauf achten, dass ein Adapter für den Anschluss vorhanden ist. (Quelle: Kevin McGovern/Shutterstock.com)

Die Reise

Erstaunlicherweise verlief die Reise ohne größere Probleme, wir hatten jedoch ein paar Mal mit Reichweitenangst zu kämpfen. Vor unserer Abreise luden wir das Auto über Nacht an unserer heimischen Ladestation auf und luden es am nächsten Tag an einer Tesla-Supercharger-Station in einem etwa 64 km (40 Meilen) entfernten Vorort noch einmal voll auf. Mit dieser vollen Ladung hätten wir mehr als die Hälfte der Strecke zurücklegen können, im Idealfall sogar die ganze Strecke. Die Reichweitenanzeige auf dem Tesla-Display zeigte jedoch an, dass wir die Batterie erneut nachladen mussten, um die Reise zu beenden. Also hielten wir in einer kleinen Stadt an, in der ein Taxidienst eine Flotte von Elektroautos hatte und seine Ladestationen der Allgemeinheit zur Verfügung stellte. Das Problem war, dass wir nicht damit gerechnet hatten, einen CHAdeMO-Ladeadapter zu benötigen. Wir hatten zwar einen Satz Tesla-Ladeadapter, aber keinen, der für den CHAdeMO-Anschluss (Abkürzung für CHArge de MOve) geeignet war, den man kaufen konnte. Das war ein Fehler in unserer Recherche. Glücklicherweise lieh uns das Unternehmen seinen Adapter. Wir luden die entsprechende App herunter und konnten gerade genug aufladen, um unser Ziel zu erreichen. Wie sich später herausstellte, war diese Leihgabe für unsere Reise extrem wichtig, denn sonst hätten wir stundenlang an einfachen Level-1-NEMA-Steckdosen (120-VAC-Standardsteckdosen mit NEMA-Einstufung) warten müssen.

Für die Rückfahrt fanden wir bei unseren Recherchen vor der Reise heraus, dass es an unserem Hotel Ladestationen gab. Glücklicherweise waren sie denjenigen ähnlich, die wir schon früher auf der Reise benutzt hatten. Wir stellten jedoch bald fest, dass die Adapter, die wir dabei hatten, nicht zu den Anschlüssen der Ladestationen passten. Und da es sich um freistehende Ladestationen handelte, gab es diesmal kein freundliches Unternehmen, das uns den passenden Adapter leihen konnte. (Da war sie wieder: die Reichweitenangst.) Nach einer kurzen Internetrecherche fanden wir freistehende Tesla-Ladestationen an einem nahegelegenen Flugplatz, zu dem wir über mit Schlaglöchern übersäte Landstraßen fuhren. Die Ladestationen waren für uns zwar die Rettung, boten aber nur eine maximale Leistung von 40 Ampere. Das bedeutete, dass wir pro Stunde Ladezeit nur 40 km Reichweite laden konnten. Das war unser letzter Ausweg. (Die Reichweitenangst war wieder groß). Wir verbrachten zwei Stunden damit, den Akku so weit aufzuladen, dass wir zu dem Taxidienst zurückfahren konnten, der uns den Leihadapter für seine Ladestationen angeboten hatte. Wir kamen mit dem letzten Rest an Energie und einer Reichweite von nur noch 25 km zu dieser Station – das hatte uns das Auto vorab wissen lassen. Dort liehen wir uns erneut den CHAdeMO-Adapter aus und konnten den Akku in etwa zwei Stunden voll aufladen. Das reichte aus, um zu denselben Vorort-Ladestationen zurückzukehren, an denen wir am Vortag geladen hatten. Die Gesamtkosten unserer Reise: 21,32 US-Dollar für die Level-2-Ladestationen und 9,62 US-Dollar für die Tesla-Ladestationen. Das sind 30,94 US-Dollar Stromkosten für eine 853 km lange Hin- und Rückfahrt – das Aufladen zu Hause nicht mitgerechnet. Mit einem Verbrennungsmotor hätte man auf dieser Strecke in der Regel etwa 75 Liter Benzin verbraucht. Unterm Strich haben wir also durchaus Geld gespart. Das entschädigt uns für die Reichweitenangst.

Fazit

Unser persönlicher Tipp: Besorgen Sie sich die richtigen Adapter. Tesla bietet ein Adapter-Kit mit verschiedenen Anschlüssen an, aber keinen, der mit einem CHAdeMO-Adapter kompatibel ist. 

Unser Resümee: Die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge hat noch Schwachstellen. Das wussten wir. Aber wir gehen davon aus, dass das nicht mehr lange so bleiben wird. ChargePoint und die National Association of Truck Stop Operators haben bereits eine Ladekooperation im Wert von 1 Milliarde US-Dollar angekündigt, um den Ausbau von Ladestationen für Elektrofahrzeuge entlang von Autobahnen und in ländlichen Gebieten voranzutreiben. Auf unserer speziellen Reise gab es auf den Straßen noch viele Autofahrer und Lkw-Fahrer, die in Zukunft zwischen den großen Städten wohl auch mit Elektrofahrzeugen unterwegs sein werden. Für uns war die Reise ein Abenteuer, aber wir waren froh, als sie vorbei war – vielleicht so wie Lewis und Clark erleichtert waren, als sie ihre Expedition beendet hatten.



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Tommy Cummings ist Senior Technical Content Specialist bei Mouser Electronics in Mansfield, Texas. 2018 kam Tommy nach einer journalistischen Karriere bei The Dallas Morning News, Fort Worth Star-Telegram, San Francisco Chronicle und anderen zu Mouser. Tommy berichtete über den Dot-Com-Boom im Silicon Valley und war Redakteur für digitale Inhalte und Audience-Engagement-Editor bei Nachrichtenagenturen. Früher war er sogar Mitglied der Wahlkommission, die den Gewinner der Heisman Trophy wählte. Sie können ihm auf Twitter unter @tommycummings oder auf LinkedIn folgen.


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