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Werden wir für autonome Fahrzeuge bereit sein? Matt Campbell

Der Straßenverkehr ist einer der gefährlichsten Bereiche, in denen Amerikaner regelmäßig unterwegs sind. Obwohl die Fahrzeuge immer sicherer und intelligenter werden, erreichte die Zahl der Verkehrstoten im Jahr 2021[i] einen 16-Jahres-Höchststand und blieb bis 2023 auf diesem Niveau. So sind die Autos mit der zunehmenden Größe und der verbesserten Sicherheit für ihre Insassen leider gleichzeitig auch gefährlicher für alle, die nicht im Auto sitzen. Vor allem Fußgänger und Radfahrer tragen zum Gesamtanstieg der Verkehrstoten bei. Um die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu verbessern, setzt die Automotive-Branche auf Technologien, die nicht nur intelligent sind, sondern dadurch auch mehr Sicherheit bieten.

Autonome Fahrzeuge sollen die Gefahren auf der Straße verringern. Hochmoderne Sicherheitssysteme sind permanent aktiviert und unterliegen nicht den Aufmerksamkeitsdefiziten, die menschliche Fahrer aufweisen. Allerdings haben autonome Fahrzeuge noch einen langen Weg vor sich, bevor sie sich auf breiter Front durchsetzen werden. Neben den technologischen Herausforderungen im Fahrzeug gibt es auch infrastrukturelle Hindernisse wie zum Beispiel schlechte oder fehlende Fahrbahnmarkierungen, mit denen autonome Fahrzeuge zurechtkommen müssen. Abgesehen von diesen eher konkreten Herausforderungen gibt es weitere wichtige Hindernisse für die Automatisierung, die die Entwickler nicht im Labor lösen können. Dabei handelt es sich vor allem um soziale und wirtschaftliche Hindernisse.

Drive-by-wire-Skepsis

Die 2010 bekannt gewordene Geschichte vom „durchgedrehten Prius", in der ein Fahrer behauptete, das Auto sei außer Kontrolle geraten und habe auf bis zu 151 km/h beschleunigt, hat die Skepsis gegenüber modernen elektronisch gesteuerten Motoren geschürt. Was genau im Prius passiert ist, bleibt ein Rätsel, aber die Geschichte wurde zu einem Stein des Anstoßes für die Diskussion über die Abgabe der Steuerung unserer Autos an einen Computer.

Heute, mehr als zehn Jahre später, haben viele von uns bereits Erfahrungen mit fortschrittlichen Fahrerassistenzsystemen (FAS) gemacht. Dabei schafft die mitunter rudimentäre Art und Weise, in der diese Systeme die Steuerung übernehmen, nicht unbedingt Vertrauen, dem Auto das Fahren zu überlassen. Ein Beispiel ist die adaptive Geschwindigkeitsregelung, bei der das Auto automatisch einen bestimmten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einhält. Dieses Feature eignet sich hervorragend für lange Autofahrten – bis jemand in die Lücke vor Ihnen einfährt und Ihr Auto unsanft auf die Bremse tritt.

Wenn wir hinter dem Steuer sitzen, verstehen wir vielleicht nicht immer die Absichten anderer Fahrer, aber wir kennen zumindest unseren eigenen Plan. Wir wissen, wann wir beschleunigen und bremsen werden, wir wissen, in welche Lücken wir uns einfädeln werden, und wir kennen unsere eigenen allgemeinen Fahrgewohnheiten. Wenn nun aber das FAS die Kontrolle übernimmt und die Dinge anders handhabt, als wir es tun würden, dann ist das für uns sehr irritierend. Wir haben Hunderttausende von Kilometern als Fahrer zurückgelegt und sind daran gewöhnt, dass sich Autos auf eine bestimmte Art und Weise verhalten, und jede Art von Veränderung stößt auf Widerstand, bis sie allgemein akzeptiert wird.

Mehr als nur eine Maschine

Und wir lieben unsere Autos einfach. Bei schönem Wetter zeigen sich Sammler mit ihren liebevoll gepflegten Oldtimern auf den Straßen. Auf den Parkplätzen der Städte finden an den Wochenenden Auto- und Kaffeetreffen statt, bei denen die Enthusiasten ihre individuell designten Fahrzeuge zeigen, die so einzigartig sind wie ihre Persönlichkeiten. Für die Amerikaner hat wohl keine Maschine eine größere kulturelle und persönliche Bedeutung als das Auto. Autos sind der Inbegriff von Individualismus und Freiheit und für die meisten Amerikaner die einzige Möglichkeit, sich fortzubewegen. In unzähligen Liedern und Filmen wird die Möglichkeit, überall hinfahren zu können, romantisch verklärt. Mein persönlicher Favorit ist The Fast and the Furious: Tokyo Drift.

Es ist eine Realität, dass die Menschen eine persönliche Bindung zu ihren Autos haben und nicht unbedingt bereit sind, die Zügel einem Computer zu überlassen. In naher Zukunft müssen die Entwickler daher die Tatsache berücksichtigen, dass autonome Fahrzeuge von menschlichen Fahrern umgeben sein werden.

Die Ethik in der Programmierung von Fahrzeugen

Entwickler stehen vor der Herausforderung, perfekte Fahrer auf Straßen voller nicht perfekter Fahrer zu entwickeln. Neben dem bekannten Trolley-Problem, bei dem es um die Frage geht, ob autonome Fahrzeuge dem Schutz der Fahrgäste Vorrang vor dem Schutz Unbeteiligter einräumen sollten, müssen autonome Fahrzeuge auf der Straße alltägliche Entscheidungen treffen, die ethische Auswirkungen haben. Wenn alle anderen Verkehrsteilnehmer die zulässige Geschwindigkeit um 10 km/h überschreiten, sollte ein autonomes Fahrzeug dann auch schneller fahren? Wie kann ein autonomes Auto wissen, wann es sich durchsetzen muss, um sich in den dichten Verkehr einzufädeln, wenn der Verkehr dies nicht zulässt? Wenn zwei autonome Fahrzeuge im Wald zusammenstoßen und niemand Zeuge ist, wessen Versicherung zahlt dann?

Menschliche Fahrer machen Fehler, aber autonome Fahrzeuge tun das, wozu sie programmiert wurden. Entscheidungen, die ein menschlicher Fahrer innerhalb von Sekundenbruchteilen treffen muss, sind angesichts der Rechengeschwindigkeit von Computern in einem computergesteuerten Auto eine bewusste und kalkulierte Entscheidung. Auch die Gesetzgeber haben erkannt, dass autonome Fahrzeuge ein sicheres Betriebsverhalten haben müssen. Im Falle der neuen Mercedes-Benz-Modelle der SAE-Stufe 3 übernimmt der Automobilhersteller die rechtliche Verantwortung für Unfälle, die durch selbstfahrende Autos verursacht werden. So werden sich mit der Verbreitung von Fahrerassistenzsystemen und autonomen Fahrzeugfunktionen auch die rechtlichen und regulatorischen Bereiche weiterentwickeln müssen.

Die Einführung von standardmäßigen Fahrerassistenzsystemen braucht Zeit

Im Mai 2023 kündigte die National Highway Traffic Safety Authority (NHTSA) einen Gesetzesvorschlag an, der automatische Notbremsungen in allen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen vorschreibt. Wenn diese Regelung von der US-Bundesregierung angenommen wird, haben die Automobilhersteller drei Jahre Zeit, um alle neuen Fahrzeuge mit der automatischen Notbrems-Technologie auszustatten.[ii] Die Automobilhersteller haben im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung, automatische Notbremssysteme als Standardausstattung neuer Fahrzeuge für das Produktionsjahr 2022 einzuführen, bereits erhebliche Fortschritte gemacht.[iii] Die vorgeschlagene Regelung würde jedoch automatische Notbremsungen auch für Fußgänger vorschreiben, da größere moderne Autos für Personen außerhalb des Fahrzeugs immer gefährlicher werden.

Das automatische Notbremssystem rettet Leben und reduziert Verletzungen und Unfälle, da es schneller reagiert als der Mensch es kann. Die Technologie ist jedoch mit Kosten verbunden. Laut Kelley Blue Book liegt der Durchschnittspreis eines Neuwagens bei über 48.000 USD.[iv] Autos, die mit Sensoren und weiteren Elektronikbauteilen ausgestattet sind, sind besonders teuer in der Produktion. Infolgedessen verzichten viele Fahrer auf einen Neukauf, so dass das Durchschnittsalter der Fahrzeuge Mitte 2023 einen Rekordwert von 12,5 Jahren erreichen wird.[v] Die meisten Fahrzeuge stammen aus einer Zeit, in der automatische Notbremssysteme und andere Fahrerassistenzsysteme als Premiumauststattung galten, die nur in der Oberklasse oder in Luxusfahrzeugen verfügbar waren.

Gemeinsam auf der Straße

Je mehr autonome Fahrzeuge auf der Straße unterwegs sind, desto effektiver können sie Unfälle vermeiden und den Verkehrsfluss durch die Kommunikation von Fahrzeug zu Fahrzeug (V2V) verbessern. Es wird jedoch noch Jahre dauern, bis die V2V-Kommunikation mit vielen Fahrzeugen auf der Straße zu einer echten Selbstverständlichkeit wird. Ähnlich wie Beifahrerairbags, Antiblockiersystem und Traktionskontrolle brauchen auch Fahrerassistenzsysteme und autonome Fahrzeuge Zeit, um sich als alltägliche Funktionsmerkmale durchzusetzen.

In der Zwischenzeit müssen fortschrittliche Autos neben den technologischen und infrastrukturellen Hindernissen, die einer breiten Einführung im Wege stehen, auch mit gesellschaftlichen Normen und Vorlieben zurechtkommen.

Quellen

[i] Wayland, Michael. „U.S. traffic deaths reached a 16-year high in 2021, according to government estimates.“ CNBC, 17. Mai 2022, https://www.cnbc.com/2022/05/17/us-traffic-deaths-hit-16-year-high-in-2021-dot-says.html.

[ii] NHTSA. „NHTSA Proposes Automatic Emergency Braking Requirements for New Vehicles.“ 31. Mai 2023, https://www.nhtsa.gov/press-releases/automatic-emergency-braking-proposed-rule.

[iii] „Three more automakers fulfill pledge to make autobrake nearly universal.“ IIHS, 8. Dezember 2022, https://www.iihs.org/news/detail/three-more-automakers-fulfill-pledge-to-make-autobrake-nearly-universal.

[iv] Tucker, Sean. „Average New Car Price Sees Smallest Increase in a Decade.“ Kelley Blue Book, 9. August 2023, https://www.kbb.com/car-news/average-new-car-price-sees-smallest-increase-in-a-decade/.

[v] Parekh, Nishant and Todd Campau. „Average Age of Light Vehicles in the US Hits Record High 12.5 years, according to S&P Global Mobility.“ 15. Mai 2023, https://www.spglobal.com/mobility/en/research-analysis/average-age-of-light-vehicles-in-the-us-hits-record-high.html.



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