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Werden Quantencomputer zur kommerziellen Massenware? SJ Barak

(Quelle: Mack7777/Shutterstock.com)

Einen Quantencomputer zu bauen, ist heute nicht unbedingt so preiswert wie die Produktion von Chips. Vielmehr handelt es sich derzeit um ziemlich teure Rechner, die nur von einigen wenigen Anbietern gebaut und betrieben werden. Da das Quanten-Computing jedoch immer mehr an Aufmerksamkeit gewinnt und auch kleinere Unternehmen in den Markt einsteigen, gehen einige davon aus, dass Quantencomputer bald ebenso kommerzialisiert werden wird wie die klassischen Computer zuvor. Investoren in diesem Bereich sind jedoch anderer Meinung.

Quantencomputer sind bei der Tech-Presse beliebt, weil sie das Potenzial haben, Probleme von unglaublicher Komplexität in den unterschiedlichsten Branchen zu lösen – von der Pharmazie bis zum Finanzwesen, vom Klimawandel bis zum Krebs, von chemischen Verbindungen bis zur Cybersicherheit.

Im Gegensatz zu klassischen Computern, die ausschließlich mit Bits – also Einsen und Nullen – arbeiten, nutzen Quantencomputer so genannte Quanten-Bits (auch Qubits genannt), die nach dem Prinzip der Superposition arbeiten. Das bedeutet, dass sie gleichzeitig Nullen, Einsen, beides oder keines von beidem sein können, was zu weitaus mehr potenziellen Antworten führt, da mehrere Berechnungen gleichzeitig mit mehreren Eingaben stattfinden.

Quantencomputer haben das Potenzial, die Antworten auf diese Fragen in nur wenigen Stunden Rechenzeit zu ermitteln, sobald die richtige Anzahl von Qubits erreicht ist - ein verlockendes Angebot. Das Problem ist jedoch, dass Qubits noch recht instabil sind und selbst die fortschrittlichsten Unternehmen im Bereich des Quantencomputings sich noch um die 50-Qubit-Marke herum bewegen. Doch Experten gehen davon aus, dass Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Qubits nötig sind, um das Quantencomputing wirklich zu einem brauchbaren Produkt zu machen. McKinsey stellt in seinem Bericht „A Game Plan for Quantum Computing“ fest, dass „viele Firmen und Unternehmen erst in zehn oder mehr Jahren in der Lage sein werden, einen signifikanten Nutzen aus dem Quanten-Computing zu ziehen, auch wenn einige wenige bereits in den nächsten fünf Jahren Gewinne verzeichnen werden.“

„Da die Technologie noch im Anfangsstadium ist, dürften die Fortschritte langsam sein: Wir schätzen, dass bis 2030 nur 2.000 bis 5.000 Quantencomputer in Betrieb sein werden. Da das Quantencomputer-Puzzle aus vielen Teilen besteht, wird die Hard- und Software, die für die Lösung hochkomplexer Aufgaben benötigt wird, möglicherweise erst ab 2035 oder später zur Verfügung stehen“, heißt es in dem Bericht weiter.

Das hat weder Investoren noch Startups im Geringsten abgeschreckt.

„Das Quanten-Computing hat das Potenzial, die Welt auf eine Art und Weise zu verändern, wie es keine andere Computing-Technologie zuvor getan hat. Deshalb sollte es in möglichst vielen verschiedenen Händen liegen“, sagt William Hurley, Mitbegründer des Quantencomputer-Startups Strangeworks. Hurley ist auch der Meinung, dass Quanten-Computing irgendwann eine Kommerzialisierung erfahren wird, genau wie klassische Hardware und Rechenzentren zuvor.

„Wenn eine revolutionäre neue Technologie eingeführt wird, ist sie sehr teuer. Wenn sich die Technologie verbreitet und mehr Wettbewerber in den Markt eintreten, fallen die Preise im Allgemeinen. Das ist ein Zyklus, den wir schon seit Jahrzehnten beobachten. Ich glaube nicht, dass die Hardware für Quantencomputer diesen Trend durchbrechen kann. Diese Rechner werden anfangs sehr teuer sein und am Ende auf Tausende von Dollar pro Stunde fallen, dann auf Hunderte und schließlich zu Preisen verkauft werden, die auf dem Niveau von heutigen GPUs oder TPUs liegen.“

Man könnte tatsächlich argumentieren, dass in der Branche bereits eine gewisse Form der Kommerzialisierung zu beobachten ist, da immer mehr Hardware-Anbieter in den Markt eintreten, während große Player wie Amazon Web Services (und bald auch Microsoft) die Rechenzeit fraktionieren und die Preise für den Zugang zu einigen Rechnern praktisch auf unter 1 Dollar pro Task drücken. 

Tomer Diari von Bessemer Venture Partners ist da anderer Meinung. „Kommerzialisierung von Quantencomputer-Hardware? Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass das passiert. Ich glaube, dass wir genau das Gegenteil erleben werden. Wir werden sehen, wie sich das derzeit sehr breite Rennen zwischen ein paar Dutzend Anbietern, die versuchen, einen Quantenprozessor zu bauen, verengt und auf vielleicht drei, vier, fünf oder sechs ernstzunehmende Anbieter konsolidiert, die an dieser Herausforderung arbeiten.“

Diari ist der Meinung, dass am Ende nur diese wenigen Unternehmen die Technologie und den Hardware-Stack beherrschen und daher in der Lage sein werden, die Bedingungen für mindestens das nächste Jahrzehnt oder so zu diktieren.

Jay Gambetta von IBM stimmt Diari zu. „Ich sehe nicht, dass es in absehbarer Zeit zu einer Massenware wird, weil es von der Hardware abhängig ist“, erläutert er und fügt hinzu, dass es wahrscheinlich nie mit einem Laptop oder gar einem Rechenzentrum vergleichbar sein wird, und dass die Entwicklung von Software für Quanten-Computing keine triviale Aufgabe ist und viele Abstraktionsebenen erforderlich machen würde. „Dies werden Spezialrechner sein, die bestimmte Probleme lösen, und es gibt nicht viel Raum für die Kommerzialisierung. Sie werden damit nicht Ihre E-Mails abrufen.“ 

Investoren scheinen dem zuzustimmen und haben umfangreiche Investitionen in einige der vielversprechendsten Quantencomputer-Startups getätigt und auch ihre Investitionen in größere, etabliertere Unternehmen der Branche erhöht.

Dennoch ist die Investition in Quantencomputer alles andere als ein Selbstläufer. „Es ist wirklich schwierig, Investitionen in ein Unternehmen voranzutreiben, das eine Technologie entwickelt, die man nicht selbst verstehen kann, und Quantencomputing ist eine Technologie, die unglaublich schwer zu begreifen ist. Es ist auch sehr schwierig zu sagen, welche Art von Modalität sich durchsetzen wird. Was ist der richtige Weg in die Zukunft? Wie kann man überhaupt ein Benchmarking zwischen den Unternehmen durchführen, wenn sie alle derzeit sehr unterschiedliche Technologie-Stacks entwickeln?“, so Diari. „Es ist fast so, wie es für Halbleiter-Investoren gewesen sein muss, bevor Halbleiter überhaupt ein Thema waren.“

Es mag zwar verlockend sein, in den Softwarebereich des Stacks zu investieren, aber Diari zufolge birgt dieser Ansatz einige Probleme, da am Ende des Tages nur eine Handvoll Anbieter über die Ressourcen und die Fähigkeit verfügen würde, die Hardware zu bauen, und nur diese Unternehmen würden am Ende den gesamten Stack bestimmen, was eine verfrühte Investition in Softwareebenen zu einem riskanten Unterfangen macht. „Am Ende des Tages werden diese wenigen Unternehmen die Technologie kontrollieren, sie werden den Stack kontrollieren und sie werden die Bedingungen dieser Industrie für mindestens das nächste Jahrzehnt diktieren.“

Hurley ist ebenfalls der Meinung, dass Investoren bei Investments in Quantencomputer langfristig denken sollten. „Zeit ist absolut das Wichtigste. Die meisten Venture-Fonds haben eine Laufzeit von 10 Jahren. Wenn Sie ganz am Anfang stehen, ist Quantencomputing vielleicht nicht die richtige Investition für Sie. Das ist kein Sprint und kein Marathon, sondern ein Ultramarathon, und Investoren sollten bei Investitionen in diesem Bereich sehr langfristig denken“, betont er. 

Mittlerweile bieten mehrere Anbieter von Quantencomputern ihre Lösungen über die Cloud an, was zu einer steigenden Akzeptanz und Nachfrage führen wird. Viele gehen davon aus, dass diejenigen, die in der Quanten-Sandbox experimentieren wollen, sich für einen hybriden Ansatz entscheiden, bei dem klassisches Computing mit einem zusätzlichen Kick durch Quantencomputer kombiniert wird. Wird das auf lange Sicht zu einer Kommerzialisierung führen? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber Hurley weist darauf hin, dass „eine Kommerzialisierung gut für die Verbraucher wäre.“



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Als regelmäßige Referentin auf Tech-Konferenzen und Senior Director bei FTI Consulting ist Sylvie Barak eine Autorität in den Bereichen Elektronik, Social Media im B2B-Kontext sowie der Erstellung und Verbreitung digitaler Inhalte. Sie hat eine Leidenschaft für Gadgets, Elektronik und Science Fiction.


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