Wearables sind doch nur Smartwatches und Fitness-Tracker…oder steckt etwa mehr dahinter?!

In den letzten zehn Jahren hat sich der Markt für Wearables zwar in Richtung Fitness-Tracking verlagert, aber nicht jedes Produkt ist so einfallslos wie ein Schrittzähler oder Pulsmesser oder so langweilig wie ein weiterer Tracker unter vielen.

Die neuesten Wearables sind geradezu futuristisch. Die Palette reicht von hautähnlichen Pflastern, die alle Vitalfunktionen, einschließlich des Cortisolspiegels, messen können, um Ihr Stresslevel zu ermitteln, bis hin zu Stirnbändern, die einen tieferen Schlaf ermöglichen¹, und sogar therapeutischer Unterwäsche, die den pH-Wert und andere Biomarker in der Körperflüssigkeit messen kann, um Erkrankungen wie Infektionen oder Geschlechtskrankheiten zu erkennen, zu verhindern und zu überwachen.

Das ist noch nicht verrückt genug? Wie wäre es mit Kopfhörern mit Luftreinigungsfunktion² und aktiver Geräuschunterdrückung für alle, die unterwegs keinen Schmutz oder Viren einatmen möchten? Ja, auch das ist jetzt ein Produkt!

Apropos Wearables zur Luftreinigung: In den letzten Jahren haben Hightech-Schutzmasken³ einen regelrechten Boom erlebt. Viele namhafte Elektronikunternehmen haben Masken mit Luftreinigungsfunktion mithilfe von integrierten HEPA-Filtern sowie Mikrofonen und Lautsprechern auf den Markt gebracht, um die Stimme des Trägers beim Sprechen zu verstärken, damit sie nicht zu dumpf klingt.

Einige Unternehmen haben das Konzept der intelligenten Masken sogar in die Modebranche gebracht, und zwar mit stylischen, wiederverwendbaren Cyberpunk-Gesichtsmasken, die mit wiederaufladbaren und abnehmbaren Ventilatoren ausgestattet sind. Ein Ersatzfilter wird benötigt? Legen Sie einfach ein sauberes Filterelement ein oder laden Sie die Maske in ihrem kabellosen Ladegerät auf. Warum sie aufgeladen werden muss? Ganz einfach: Weil sie ohne die integrierten UV-Leuchtmittel, die auf Knopfdruck die Farbe wechseln können, nicht voll funktionsfähig wäre. Ach ja, und das mitgelieferte Case sterilisiert die gesamte Apparatur mit UV-Licht, damit sie am nächsten Tag sauber und gereinigt ist.

Und falls Sie den Besuch von Sportveranstaltungen vermisst haben, können Sie einfach zum Stadion gehen und sich ein Spiel ansehen. Zum Beispiel ein Baseballspiel, bei dem die Spieler vielleicht schon bald Wearables tragen, die die Spielzüge genau anzeigen können!

Zu Beginn dieses Jahres hat die MLB das tragbare PitchCom genehmigt. Das Gerät soll das regelwidrige Ausspionieren von Zeichensprache zwischen Pitcher und Catcher über bestimmte Spielzüge reduzieren und das Spiel beschleunigen. Die Geräte, die in der Saison 2021 in den unteren Ligen erstmals zum Einsatz kamen, wurden beim Frühjahrstraining im April 2022 von den Major League-Teams eingesetzt und kommen nun im regulären Spielbetrieb immer häufiger zum Einsatz.

Das PitchCom-System besteht aus einem Druckknopf-Sender am Armband des Catchers sowie Empfängern, die in die Polsterung des Helms des Catchers integriert sind. Es beinhaltet auch Sensoren in den Schweißbändern der Caps des Pitchers und der anderen Feldspieler.

Der Sender besitzt Tasten, die verschiedene Arten von Pitches und Positionen repräsentieren, z. B. Four Seam High Inside oder Curve Hi Middle oder Slider Hi Out... usw.

Wirklich faszinierend ist jedoch, dass die Wahl des Pitches und der Spielposition mithilfe einer Technologie übermittelt werden kann, die den Gehörgang umgeht und stattdessen den Knochen zur Übertragung nutzt, sodass bis zu drei Mitspieler bei der Defensivstellung zusammenarbeiten können. Wer hat nochmal behauptet, Baseball sei langweilig?!

Falls Sie bei diesem Wearables-Thema an Ihre Wäsche denken, dann wird Ihnen die nächste Generation von „Wearable“-Kleidungsstücken gefallen, die nicht mehr so oft gewaschen werden müssen! Vor Kurzem wurden auf einer Messe Wearable-Hemden für Damen und Herren aus einer Faser vorgestellt, die aus entsorgten Schalen von Meerestieren gewonnen wird, dem zweithäufigsten Biopolymer der Erde. Das Chitosan aus den Schalen hat offenbar einzigartige antimikrobielle Eigenschaften, sodass die Kleidung wesentlich länger geruchsneutral und hygienisch bleibt als normale Kleidung. Das ist vielleicht nicht spektakulär, aber sehr nützlich!

Und wenn Kleidung, die nicht gewaschen werden muss, nicht cool genug ist – wie wäre es dann mit eng anliegenden Raumanzügen? Vor Kurzem wurde ein mechanischer Gegendruck-Handschuh vorgestellt, mit dem die Haut des Trägers bei extremem Druck zusammengedrückt werden kann, um dem Vakuum des Weltraums entgegenzuwirken.

„Die derzeitigen Raumanzüge sind sperrig und schwer. Der Artemis-Anzug der NASA wiegt auf der Erde mehr als 300 Pfund (136 kg). Die sogenannten MCP-Raumanzüge haben das Potenzial, weniger als 50 Pfund (22 kg) zu wiegen und bieten wesentlich mehr Bewegungsfreiheit“, erklärt das Unternehmen Final Frontier Design aus Brooklyn, das Raumanzüge für die NASA und die kommerzielle Raumfahrtindustrie herstellt.

Der neue Handschuh ist mit Spectra-Taschen ausgestattet, die von den Fingerspitzen bis zur Handfläche und zum Handgelenk reichen und den Druck auf den menschlichen Körper kontrollieren. Mit diesen aufblasbaren Taschen lässt sich der Druck auf die Haut des Trägers regulieren.

Für die meisten von uns ist es weitaus realistischer, den Weltraum als Teil des Metaversums oder in einer Art Virtual-Reality-Welt zu erkunden als an Bord eines echten Raumschiffs – und dafür gibt es intelligente Sonnenbrillen. Sie dachten vielleicht, digital vernetzte Brillen wären nicht mehr aktuell, aber jetzt sind sie es doch wieder! Ray-Ban bietet ein Modell an, das Fotos und Videos aufnehmen oder Musik und Anrufe über winzige Lautsprecher im Brillengestell abspielen kann. Außerdem können damit Inhalte direkt auf den eigenen Social Media-Kanälen oder im Metaversum geteilt werden.

Oder sind Sie eher ein Motocross-Fan? Dafür gibt es eine Helm-App! Der Faro Mart Helm bietet nicht nur coole futuristische LEDs, durch die der Fahrer auf der Straße leicht zu erkennen ist, er kann auch Abbiegemanöver anzeigen und dank der integrierten Beschleunigungssensoren Unfälle oder Stürze erkennen. Wenn es zu einem Unfall kommt, sendet der Helm automatisch eine (vorprogrammierte) SOS-Nachricht an den Notfallkontakt des Trägers.

Aber vielleicht möchten Sie den Nervenkitzel auch lieber nur „nachgestellt“ spüren, als tatsächlich gefährdet zu sein? Versuchen Sie es mit einer Gaming-Weste mit haptischen Transducern, die bei einem Aufprall vibrieren und Ihnen gleichzeitig ein beeindruckendes Audioerlebnis bieten. Die patentierten sogenannten Oscillating Frame Actuators verhalten sich wie ein Musikinstrument und bieten dadurch ein haptisches Erlebnis auf mehreren Ebenen, das die virtuelle Realität auf eine ganz neue Stufe hebt!

Was wird sich die Welt der Wearables als Nächstes einfallen lassen? Wahrscheinlich noch mehr Fitness-Tracker, aber darüber hinaus hoffentlich noch viel mehr echte Innovationen.

Quellen

• 1. Eidgenössische Technische Hochschule Zürich. „Wearable Headband Device Could Enhance Deep Sleep.“ Technology Networks, 11. April 2022. https://www.technologynetworks.com/neuroscience/news/wearable-headband-device-could-enhance-deep-sleep-360504.
   
• 2. Haridy, Rich. „Dyson Gets Weird, Mashing a Wearable Air Purifier with Headphones.“ New Atlas, 30. März 2022. https://newatlas.com/electronics/dyson-zone-wearable-air-purifier-headphones/.
   
• 3. Haridy, Rich. „LG’s Air Purifying Face Mask Now Comes with Built-in Mic and Speakers.“ New Atlas, 22. Juli 2022. https://newatlas.com/wearables/lg-puricare-air-purifier-hepa-face-mask/?itm_source=newatlas&itm_medium=article-body