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Warum Matter für Smart Homes von Bedeutung ist Steven Keeping

Mit Matter werden Smart Home-Geräte reibungslos zusammenarbeiten und das wahre Potenzial vernetzter Tech-Komponenten ausschöpfen. (Quelle: AndSus - stock.adobe.com)

 

Der Traum vom Smart Home – einem automatisierten Zuhause, das seine Bewohner in eine technologische Kuscheldecke hüllt – ist nach wie vor eine reine Wunschvorstellung. Aber vielleicht müssen wir nicht mehr allzu lange auf leicht zugängliche, zuverlässige und vor allem kompatible Produkte warten. Das ist eine willkommene Erleichterung, denn das Potenzial von Smart Homes wird schon viel länger angepriesen, als man denkt.

 

Abgesehen von Science-Fiction, wo es schon vor fast einem Jahrhundert Roboter als Haushaltshilfen gab, und Häuser, die auch dann noch funktionierten, wenn die Bewohner schon lange nicht mehr da waren, war der Amerikaner Jim Sutherland einer der ersten, der sich an einer weitreichenden Automatisierung versuchte. Der als Kraftwerkstechniker bei Westinghouse beschäftigte Sutherland entwarf 1966 in seiner Freizeit den Electronic Computing Home Operator (kurz ECHO IV). Der Apparat kümmerte sich unter anderem um die Konten der Familie Sutherland, den Kalender, die Klimaanlage und um die TV-Antennen. Der von der American Association of House Builders 1984 geprägte Begriff „Smart Home“ ist nur unwesentlich jünger als ECHO IV.

Und doch lässt auch im Jahr 2022 die flächendeckende Smart Home-Einführung weiter auf sich warten. Obwohl die Bestellungen vernetzter Haushaltsgeräte wie z. B.  smarten Lautsprechern, Leuchten oder Thermostaten in die Milliarden gehen, werden derartige Geräte in erster Linie von Erstanwendern technischer Lösungen gekauft. Laut Analyst Statista1 finden sich Smart Home-Produkte in lediglich 14,2 Prozent aller Wohnsitze weltweit. 

Die nur langsam voranschreitende Verbreitung liegt vor allem an der Komplexität. Heute ist es beinahe unmöglich, ein Geschäft mit Smart Home-Produkten zu verlassen, die sich gut miteinander vernetzen lassen. Selbst technisch versierten Käufern fällt es schwer, ihre Smart Home-Produkte zum Laufen zu bringen. Digitale Sprachassistenten eines Herstellers stürzen beispielsweise oft ab, wenn sie versuchen, smarte Leuchten oder eine Klimaanlage eines anderen Herstellers zu steuern. Ohne eine sachkundige Auswahl einzelner Technologien bzw. Smart Home-Ökosystemen – z. B. von Apple, Amazon oder Google – scheinen sich die Verbraucher ewig abzumühen, um die kniffligen Geräte miteinander zu verbinden. Der Durchschnittsverbraucher hat keine Chance. Und die Verwirklichung des vollständig vernetzten Smart Home auch nicht.

Eine vereinheitlichende Technologie für Haushalte

Bis zu 14 unterschiedliche Konnektivitätsstandards buhlen um einen Anteil am Smart Home-Sektor, wobei BLUETOOTH® Low Energy (Bluetooth LE), Wi-Fi® und Thread die Spitzenpositionen einnehmen. Davon haben die Verbraucher jedoch recht wenig, weil auch diese marktführenden HF-Protokolle untereinander nicht kompatibel sind.

Die Tech-Branche hat erkannt, dass es wahrscheinlich nie einen einheitlichen Konnektivitätsstandard geben wird, und hat sich nun zusammengeschlossen, um eine technische Lösung zu finden, die Harmonie verspricht. Die mehr als 400 Mitglieder umfassende Gruppe, die diese Unternehmen gebildet haben, nennt sich Connectivity Standards Alliance (CSA). Im Oktober 2022 kündete die Organisation die Veröffentlichung von Matter 1.0 an, einem Smart Home-Protokoll, das das gegenwärtige Durcheinander drahtloser Konnektivitätsstandards zu entwirren verspricht.

Anstatt noch einen konkurrierenden Standard einzuführen, ergänzt Matter die bestehenden Smart Home-Technologien von Thread und Wi-Fi (sowie das kabelgebundene Ethernet-Protokoll). Thread ist ein beliebtes Protokoll mit geringem Stromverbrauch, das für Geräte wie Thermostate oder smarte Leuchten geeignet ist, während Wi-Fi Produkte mit größerer Bandbreite, z. B. Überwachungskameras, unterstützt. Bluetooth LE wird vor allem wegen seiner Kompatibilität mit Smartphones unterstützt, sodass Verbraucher ihre neuen Smart Home-Geräte über ihr Mobiltelefon in Betrieb nehmen und konfigurieren können. Für Technikbegeisterte fügt Matter den Wi-Fi-, Thread- und Bluetooth LE-Protokollstapeln eine vereinheitlichende Anwendungsschicht hinzu, die Hersteller für mehr Einheitlichkeit und Kompatibilität ihrer Produkte nutzen können.

Aber noch entscheidender ist vermutlich die Benutzerfreundlichkeit von Matter. Anstatt sich lange darüber den Kopf zu zerbrechen, ob ein Thermostat mit Apple kompatibel ist oder ob ein Google Smart Speaker ein Yale Smart Lock steuern kann, gewährleistet die Matter-Zertifizierung Käufern die entsprechende Kompatibilität. Hersteller profitieren ihrerseits von einer einfacheren Produktentwicklung, weil sie nun einen einzigen Standard für alle ihre Produkte verwenden können, und die Gewissheit haben, dass sie mit allen wichtigen Smart Home-Ökosystemen funktionieren.    

Nach einigen Verzögerungen ist Matter endlich da

Wer hätte gedacht, dass sich erbitterte Konkurrenten wie Apple, Amazon, Google oder Samsung überhaupt gemeinsam an einen Tisch setzen, geschweige denn jahrelang eng an einer Lösung für die lähmende Komplexität des Smart Home zusammenarbeiten würden? Zyniker sagten, das würde nie passieren, und lange Zeit schien es, als hätten sie Recht gehabt, denn Matter 1.0 musste mehrere lange Verzögerungen hinnehmen, bevor er endlich verabschiedet wurde.

Das Vorhaben wurde 2019 mit einigem Aufsehen unter dem Namen „Projekt CHIP“ angekündigt und sollte als Standard Ende 2020 veröffentlicht werden. Dieser Termin wurde auf Anfang 2021 verschoben. Dann auf August 2021. Und nach der Umbenennung in Matter wurde die Einführung des Standards schließlich auf Mitte 2022 verschoben. Letztendlich wurde Matter aufgrund von Problemen mit dem Software Development Kit (SDK) Ende 2022 veröffentlicht.

Die gute Nachricht ist, dass die oben erwähnte Zusammenarbeit auch während der Verzögerungen hinter den Kulissen fortgesetzt wurde und alle Chip- und Endprodukthersteller im Vorfeld der offiziellen Markteinführung intensiv an ihren Hardware- und Software-Lösungen arbeiteten. Dank dieser Tätigkeiten im Hintergrund ist es heute, nur wenige Wochen nach der Einführung des Standards, möglich, Matter-Chips von ausgewählten Herstellern zu kaufen. Darüber hinaus sind die Zertifizierungslabors in Betrieb, das SDK ist verfügbar, und die Unternehmen stehen Schlange, um ihre Smart-Home-Geräte nach Matter zertifizieren zu lassen.

Nun, da Matter endlich da ist, werden Hersteller nicht länger gezwungen sein, aufwändige Patches und Übergangslösungen bereitzustellen, um die Kompatibilität ihrer Produkte mit denen anderer Marken sicherzustellen, wodurch sie mehr Augenmerk auf Innovationen, Sicherheit und Qualität legen können. In einem Jahrzehnt oder weniger werden Smart Homes in Industrieländern alltäglich sein, und dabei wird es sich um viel mehr handeln als nur um einen Ort, an dem wir Leuchten mit unserer Stimme steuern oder ein smarter Thermostat sich um die Heizung kümmert. Stattdessen werden künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen für eine feinjustierte Automatisierung sorgen, um Energiekosten zu senken, das E-Auto nur für die unmittelbar bevorstehende Fahrt aufzuladen, die Leuchten im Wohnzimmer für den Filmabend einzustellen und automatisch etwas Paracetamol zu bestellen und auszuliefern, weil Ihr Wearable Anzeichen einer bevorstehenden Erkältung festgestellt hat.

Quelle

1. „Smart Home - Worldwide.“ statista. Aufgerufen am 28. Dezember 2022. https://www.statista.com/outlook/dmo/smart-home/worldwide.



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Steven Keeping besitzt einen Bachelor of Electronic Engineering with Honors (BEng (Hons.)) von der Brighton University (UK). Nach seinem Abschluss arbeitete sieben Jahre lang in der Elektronikabteilung von Eurotherm und BOC. Anschließend war er erst beim Magazin Electronic Production und danach 13 Jahre lang als Chefredakteur und Herausgeber für Elektronikfertigungs-, Test- und Designzeitschriften wie ‚What’s New in Electronics‘ und ‚Australian Electronics Engineering‘ bei Trinity Mirror, CMP und RBI in UK und Australien tätig. Im Jahr 2006 machte sich Steven Keeping als freier Journalist mit Fachgebiet Elektronik selbstständig. Er lebt in Sydney.


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