Machen wir uns nichts vor. Mit ihrem hohen Verkehrsaufkommen ähneln Straßen meist verstopften Arterien. Da die Anzahl der Fahrzeuge auf unseren Straßen weiter zunimmt, fallen immer mehr Fahrspuren aufgrund von Bauarbeiten und Instandhaltung aus. Durch den Ausbau des Straßennetzes werden die Probleme zunächst eine Weile verschärft, bevor sich die Verkehrssituation wieder entspannt. Doch sind voll vernetzte, autonome Fahrzeuge wirklich die Lösung? Die aktuelle Diskussion um die Luftqualität wird vermutlich auf absehbare Zeit anhalten, bis es eine nachhaltige Energielösung als Alternative gibt, die umsetzbar ist und allen zusagt.
Und damit komme ich zur uralten Erfindung des Fahrrads. Einer Untersuchung der US-amerikanischen National Household Travel Survey zufolge nahm das Pendeln mit dem Fahrrad in fahrradfreundlichen Gemeinden zwischen 2000 und 2013 um 105 % zu – deutlich stärker als im Landesdurchschnitt von 62 %. Und dies ist nur die Entwicklung in den USA, wo die Fahrt zur Arbeit mit dem Fahrrad weit weniger üblich ist als in anderen Ländern. Nachdem das Radfahren in den Städten immer beliebter wird, sind Stadt- und Verkehrsplaner gezwungen, die Gestaltung der Verkehrswege neu zu überdenken.
In Smart Cities geht es beim Verkehrsnetz der Zukunft nicht um Autos. Vielmehr dreht sich alles um Mobilität – die effiziente Personenbeförderung von A nach B. Natürlich sind auch autonome Fahrzeuge und Nahverkehrssysteme Teil der Lösung, genau wie Fahrräder. Mit dem Fahrrad kann man sich am schnellsten durch die Staus in den Innenstädten bewegen. Technologie begünstigt den weiteren Wandel im Verkehrswesen – allerdings ist dabei die problemlose Integration in die bestehende Infrastruktur entscheidend. Natürlich sind spezielle Fahrradampeln, die Verengung von Straßen vor Kreuzungen, reservierte Spuren, Schließfächer für Räder oder spezielle Radwege Teil der technischen Lösung. Doch das Verkehrsmittel der Zukunft ist leicht, flexibel und vernetzt. Sie ahnen es vielleicht schon, worauf ich hinauswill:
Dies ist die große Chance für das vernetzte Fahrrad. Es gibt eine technische Neuerung, die im besonderen Maße zur Neuerfindung des Fahrrads beiträgt – das voll vernetzte Smartphone mit seinen mobilen Möglichkeiten. So könnte man mithilfe der Echtzeitdaten, die Radfahrer über das Smartphone erheben, intelligentere Verkehrsnetze gestalten. Es gibt eine Reihe von Apps, mit denen sich Trittfrequenz, Geschwindigkeit, Route, Steigung, zurückgelegte Strecke und die auf jeder Radfahrt verbrannten Kalorien erfassen und in die Cloud senden lassen. So könnten Radfahrer beispielsweise auf die Global Heatmap und die Stress Map des App-Herstellers Strava zugreifen. Beides sind Funktionen einer App für Läufer und Radfahrer, mit deren Hilfe sich die besten – aber auch die schlechtesten – Radstrecken durch eine Stadt ermitteln lassen.
Der Einsatz von Sensoren ist eine weitere technische Lösung. Künftig werden Pendler miteinander kommunizieren. Eines Tages könnten die Sensoren von Autos und Fahrrädern ihre Daten zu Position, Geschwindigkeit und sogar zur Route austauschen. Volvo, Ericsson und POC, ein schwedischer Hersteller von Sporthelmen, arbeiten gemeinsam an einer Lösung, die Radfahrer sogar in unübersichtlichen Kurven erkennt. Eine weitere Entwicklung besteht in der Integration von Sensoren in LED-Leuchten am Fahrrad. Sobald die Sensoren ein sich näherndes Fahrzeug erkennen, verstärken sie die Helligkeit und ändern das Lichtmuster, um die Sichtbarkeit zu erhöhen, insbesondere bei sich von hinten nähernden Fahrzeugen.
Derzeit wird auch an der Entwicklung weiterer Lösungen für die Vernetzung von Fahrrädern gearbeitet. Folgen Sie diesen Links und erfahren Sie, was wir bald häufiger auf den Straßen unserer Smart Cities sehen dürften.
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David Fambrough ist technischer Redakteur bei Mouser Electronics. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass „Lost in Space“, „Star Trek“ und „James Bond“ wichtige Anregungen für Innovationen und neues Design geliefert haben.